Ein Blanc de Noirs, 100% Spätburgunder, Brut Nature, Jahrgang 2019. Schon die Fakten allein machten mich direkt neugierig! Lange hatte ich keinen Sekt mehr von Rings im Glas, zuletzt jene sehr gute, die noch bei Volker Raumland versektet wurden. Und jetzt alles neu – Ausstattung, Name, Stilistik und von nun an auch komplett selbst versektet. Die Trauben wachsen auf reinem Kalksteinterroir in den beiden Premier Crus Kallstadter Steinacker und Kalkofen, worauf der Name Calcaire natürlich anspielt. Direkt als Ganztraube abgepresst, spontan vergoren und gänzlich ohne Schwefel im Tonneaux und Edelstahl ausgebaut. Anschließend ganze drei Jahre Hefelager auf der Flasche, bevor er im Juli 2023 ohne Dosage und Schwefelgabe degorgiert wurde. Es gibt insgesamt knapp 2.700 Flaschen. Schon die Nase begeistert mich auf Anhieb: Unfassbar klar, mineralisch, salzig und doch so intensiv. Gesteinsmehl, auch regennasser Kalkfels, Meeresbrise. Dazu kommen zartrauchige Noten von Feuerstein, hellem Tabak, Brioche und etwas Sauerteig. Mit Luft offenbart sich dann langsam auch Frucht: Amalfizitrone, Grapefruitschale, dezente Kirschnoten, auch Kirschblüte, rote Johannisbeere und Walderdbeere. Tief und einnehmend, schon deutlich in Richtung Champagne schielend. Am Gaumen ist der Calcaire dann sehr scharf gezeichnet – zunächst enorm straff und zupackend in dieser brillanten Säurestruktur. Die Papillen werden beansprucht, der Speichelfluss angeregt. Süß-saure Frucht von Johannisbeere, reifer Cranberry, gesalzener Himbeere und Blutorange. Viel Salz, viel Kalk, dazu gesellt sich ganz feines Tannin. Hier geht echt ordentlich zur Sache, was ist das bitte für ein beeindruckend komplexer Sekt, der sich durch so ein grandioses Spiel verschiedenster Texturen auszeichnet?! Nach etwas Zeit wird es milder am Gaumen, es wird feiner, samtiger mit zarter Rotfruchtigkeit und oxidativ-nussigen Noten. Im Nachhall hat man einerseits den Eindruck von Mandel-Hefegebäck mit ordentlich Meersalzbutter bestrichen, dann kommen nochmal rötliche Zitrusnoten an den Zungenrändern hoch. Animierend, straight, ultraklar, eine gewisse Wildheit ausstrahlend ohne dabei aber laut oder üppig zu werden. Dieser erste, komplett eigene Sekt von Rings ist ein mehr als vielversprechendes Debüt.
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